In den vergangenen Monaten habe ich aber mit Hochdruck an Über die Heiterkeit ... gearbeitet. Und seltsamerweise konnte und wollte ich abends dann nicht lesen wie sonst. Es störte mich einfach, Abend für Abend die Geschichten anderer zu lesen, während ich selbst Tag für Tag schrieb. Vielleicht war ich auch zu abgespannt.

Also sah ich abends Serien, die mich komplett aus meiner Tagesroutine herausholten und in eine andere Welt brachten, Succession zum Beispiel: äußerst empfehlenswert. (Die vierte Staffel läuft gerade noch bei Wow.) Oder Better Call Saul (auf Netflix), ein sogenanntes Spin-off von Breaking Bad, der für mich – neben den Sopranos – vielleicht großartigsten Serie, die es je gab. Da bin ich ein bisschen der Zeit hinterher gewesen, Better Call Saul lief eigentlich zwischen 2015 und 2022. Aber normalerweise schaue ich eben nicht so viele Serien, ich lese mehr. Ich hatte also etwas nachzuholen.

Zwischendurch sah ich The Good Mothers und war begeistert. Es handelt sich um eine Mafia-Miniserie mit sechs Episoden, eine britisch-italienische Produktion, die bei der Berlinale in diesem Jahr den zum ersten Mal verliehenen Serien-Preis erhielt. Aber was heißt Mafia-Serie, in diesem Fall? Hier geht es nicht um die Männer, die alle Verbrecher sind, sondern um deren Frauen, die nichts mehr mit dem Verbrechen zu tun haben wollen.

Basierend auf einem Roman von Alex Perry (der wiederum auf einer wahren Geschichte beruht) erzählt The Good Mothers von einer Staatsanwältin, die den Verbrechern der ’Ndrangheta in Kalabrien das Handwerk legen will und dies mit einem ungewöhnlichen Mittel versucht, indem sie nämlich deren Frauen als Kronzeuginnen gewinnt. Die Serie zeigt die Männer der Organisation als die schmierigen, hässlichen, brutalen Mörder, die sie sind, und die Frauen in ihrer komplexen, komplizierten, äußerst gefährlichen und schicksalhaften Lage. Das ist eine sehr gute Serie mit sehr guten und bis jetzt nicht sehr bekannten (von Micaela Ramazzotti vielleicht abgesehen) Schauspielerinnen: Gaia Girace, Valentian Bellè und Barbara Chichiarelli.

Unbedingt empfehlenswert, wenn Sie einmal nicht lesen, sondern sehen wollen.

The Good Mothers. Regie Julian Jarrold und Elisa Amoruso, Drehbuch Stephen Butchard. In Deutschland auf Disney+.