Christian Seiler kenne ich schon lange. Er ist Österreicher: Wiener, um genau zu sein. Er war mal Chefredakteur des profil und auch der Kulturzeitschrift DU, die, wie so vieles, auch nicht mehr das ist, was sie mal war.

Außerdem hat er verschiedene Biografien geschrieben, ich erwähne die von André Heller, Feuerkopf heißt sie und ist wunderbar zu lesen. Christian ist ein Autor mit großem Schwung und Elan, und wenn ich schlecht drauf bin, schnappe ich mir manchmal sein Buch Alles Gute: Die Welt als Speisekarte, und nach zwei Seiten geht es mir besser, nach dreien habe ich Hunger und spätestens nach vieren möchte ich ein Glas Wein. Seiler schreibt, wie soll ich sagen?, irgendwie mitreißend und, wenn es um Essen geht, appetitanregend. Ich glaube, wenn er über Schach schriebe, würde ich Schach spielen wollen, und wäre er Fachautor für Pferdewetten, hätte ich mich schon längst auf der Rennbahn ruiniert.

Aber Seiler schreibt vor allem über Essen, er hat entsprechende Kolumnen im Tagesanzeiger und seinem Magazin in der Schweiz, und in Alles Gute ging es seine Reisen in alle Welt und was er dort gegessen hat. Dabei ist davon auszugehen, dass unser Mann kein abgehobener Gastronomiekritiker ist. Er verkehrt durchaus in Sternelokalen, aber er verschmäht auch keine vietnamesische Garküche, ja, er aß schon in einer Lissaboner Bar gebackene Schweineohren und selbst vor Kängurufleisch verschloss er nicht den Mund. Ich erinnere mich an seinen Satz: „Ein Stück Schwarzbrot, frische Butter, etwas gereifter Gruyère, ein Glas Birnencidre: Kultiviertheit beginnt nicht dort, wo rechts unten die hohen Preise stehen.“ Das unterschreibe ich sofort, aber noch lieber setze ich mich mit an den Tisch.  

Jetzt entdeckte ich Alles wird gut. Rezepte und ihre Geschichten in meinem Lieblingsbuchladen und kaufte es natürlich sofort, obwohl es satte 48 Euro kostet, aber alles Gute hat seinen Preis, das gilt für Essen und auch für Bücher, und bei Seiler habe ich mich noch nie geirrt. In diesem Buch geht es um Blumenkohl polonaise und Wiener Schnitzel, um Spaghetti Cacio e Pepe und Kuchen aus Bitterorangen, Seiler erzählt wie, er kocht und wie er isst, er berichtet über die Geschichte von Gerichten und erzählt Geschichten über Gerichte. Ganz am Anfang behandelt er die Frage Warum überhaupt kochen? und landet dann bei einem so einfachen, aber dann doch wiederum nicht so einfachen Gericht wie dem Rührei, das man, so sein Vorschlag, doch einmal nach französischer Art im Wasserbad zubereiten könne.

Ich las das und glücklicherweise war Zeit für einen kleinen Imbiss, weshalb ich mein Büro verließ, nach Hause ging und zwei Eier mit Butter, einem Schuss Rahm und etwas Schnittlauch als Rührei zubereitete und mit großem Genuss verspeiste.

Ja, so ein Buch ist das! 

Christian Seiler, Alles wird gut. Rezepte und ihre Geschichten. Echtzeit Verlag, 480 Seiten, 48 Euro