Anfang Dezember erschien Das Beste aus aller Welt im Süddeutsche Zeitung Magazin als Liebeserklärung an das kleine o. (Wer mag, kann das hier nachlesen, es kostet aber etwas, wie so vieles in der Welt): https://sz-magazin.sueddeutsche.de/das-beste-aus-aller-welt/booster-bedeutung-impfung-90978)

Warum das o? Warum nicht da z oder das ä?

Ich schrieb: „Das o kommt vor in schönen Wörtern wie Sonne und Mond. In besseren Zeiten hieß unsere Hauptstadt Bonn. An meinem linken Ringfinger steckt ein kleines goldenes o, das viel mehr als jedes Herz das Zeichen großer Liebe ist. Und alle Begriffe mit o sind doch von echtem Schrot und Korn: Tor, Lob, Brot, Ross, Tod, Kopf, Rost, Post, Kohl, Volk, Rot, Zorn – o Gott, voll toll!“

Das mit Bonn hat mir natürlich gleich jemand übel genommen. Frau K. schrieb: „Als in der DDR aufgewachsene Leserin sind für mich die besseren Zeiten angebrochen, als Berlin Hauptstadt des vereinigten Deutschlands wurde.“

Na ja, natürlich. Für mich auch. Man soll halt nichts aus einer Laune heraus so hinschreiben. Niemals! Was habe ich nicht alles für begeisterte Texte über die Wiedervereinigung geschrieben! Alles vergessen! All das geopfert für einen billigen kleinen Gag!

So doof!

Aber die meisten Briefe kamen natürlich, weil ich Omikron vergessen hatte. Leser F. schrieb, ich hätte „eine ganze Kolumne über das kleine o geschrieben, ohne DAS kleine o, das kleinste o, das mikroskopisch kleine o, das o-mikron, zu erwähnen, das wie das Boostern

im Moment in aller Munde ist. Kann das wirklich sein?“

Ja, war so.

Ich hatte mich über den Booster verbreitet, das war ja der Anlass der Kolumne. Aber Omikron, das kleine griechische o? Kam nicht vor bei mir. Das lag zum Teil daran, dass ich den Text zehn Tage vor Erscheinen Anfang Dezember verfasst hatte, da war diese Variante noch nicht so en vogue. Zum anderen aber wollte ich Omikron im Text irgendwie nicht haben, es machte mir schlechte Laune, und es sollte doch ein heiterer, entspannter Text sein.

War aber auch ein Fehler!

Überhaupt würde ich die Kolumne am liebsten noch mal schreiben, weil ich so vieles vergessen hatte. Das kommt manchmal vor, dass einem das Beste erst hinterher einfällt, und die Leserinnen schreiben es einem dann, was man alles außen vor gelassen hat. Und dann ärgert man sich sooooo im Bürooooo!!!!

Was hatte ich vergessen?

Den bayerischen Wirtschaftsminister Aiwanger zum Beispiel, einen Niederbayern, der beim Sprechen grundsätzlich jedes a durch ein o ersetzt, warum auch immer, niemand tut das außer ihm in Niederbayern. Dies führt zu Wörtern wie Opfelsoft, Bonone und eben Oiwonger.

Verschiedene stark o-lastige Orte auf der Landkarte Australiens, auf die mich Leser H. hinwies: Wollongong (südlich von Sidney), Orroroo (weit im Süden, immerhin ein siebenbuchstabiger Name aus nur zwei Lettern), Woolloomoolo (ein Stadteil Sidneys). Dazu noch Indooroopilly, Woolloongabba, Borroloola, Mooloolaba oder Toowoomba.

Großen Donk, Leser Ho.!

Übrigens kamen in der Kolumne auch die vielen Möglichkeiten vor, das o im Englischen auszusprechen: wie o (in fox zum Beispiel), wie a (in blood), wie u (in booster eben) und sogar wie ou (in woke) oder au (in down).  Vergessen hatte ich: wie i (in women). Darauf wies Herr G. hin. Und Leser R. auch.

Nun, das sind alles lässliche Dinge!

Unverzeihlich aber sind zwei Versäumnisse.

Erstens, dass ich Judith Holofernes großartigen Song aus ihrer Zeit mit Wir sind Helden vergessen hatte, Leser B. aus München machte mich darauf aufmerksam. Nur ein Wort heißt das Lied, und im Refrain hören wir immer wieder, von Judiths heller, wunderbarer Stimme vorgetragen:

Oh, bitte gib mir nur ein „Oh“
Bitte gib mir nur ein „Oh“
Bitte gib mir nur ein – bitte, bitte gib mir nur ein „Oh“
Bitte gib mir nur ein „Oh“
Bitte gib mir nur ein „Oh“
Bitte gib mir nur ein – bitte, bitte gib mir nur ein Wort.

Zweitens Lefty, den salesman aus der Sesamstraße, der Ernie immer wieder rare Dinge zu verkaufen sucht, ein o eben zum Beispiel. Would You like to buy an o? heißt sein Lied dazu, und im Deutschen hört man Folgendes:

Hallo, wie wär's mit einem O?
Rund wie ein Kreis
Mit ausgeprägtem Körperbau
Günstig auch im Preis
Du kannst singen mit dem O, etwa sooo
Oho, oho, oho.

Nicht vergessen: Leftys amerikanische Stimme kommt von einem Mann namens Oz, Frank Oz.

Danke, Frau E. für die Post dazu!

Was wäre ich ohne Leserinnen und Leser?! Nichts als ein Hohlkopf, der zu wenig weiß über das o. Ich danke deshalb allen, die mir schreiben, geschrieben haben und noch schreiben werden, schließe mit meinen besten Wünschen für ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr – und mit einer passenden Zeile aus dem schönen alten Weihnachtslied Als ich bei meinen Schafen wacht‘, das die meisten von uns aus Carl Orffs Weihnachtsgeschichte kennen.

Als ich bei meinen Schafen wacht',
ein Engel mir die Botschaft bracht'. 😐

Des bin ich froh,
bin ich froh, froh, froh, froh, o, o, o!
Benedicamus Domino, benedicamus Domino.