Am Ende meiner Kolumne im Süddeutsche Zeitung Magazin gibt es immer einen kleinen Text, in dem es um den Autor, also um mich geht, den sogenannten Autorenkasten, der so heißt, obwohl er überhaupt kein Kasten ist. Mit diesem kleinen Text geben uns Johannes Johnny Waechter, der mich seit Jahrzehnten redaktionell betreut (das klingt als Verb ein wenig nach einer Tätigkeit in einer Mischung aus Kindertagesstätte und Altenpflegeheim und ist es wohl auch), immer sehr viel Mühe, es soll so eine kleine, lustige Abrundung der Seite sein, eine Entlassung aus der Heiterkeit der Kolumne in den Ernst des Alltags.

Nun schrieb ich kürzlich einen Text über neue Tendenzen in der Verwendung des Wortes gern. Man wird nämlich heute oft gebeten, etwas nicht nur zu tun, sondern es auch gern zu machen. Nutzen Sie gerne den Komfort Check-in, heißt es in der Bahn.

Und weil ich nicht so recht Zeit hatte, verfasste Johnny den Kasten ganz allein und schickte ihn mir dann. Da stand:

Axel Hacke schreibt besonders gern im Münchner Stadtteil Gern, wo er nach Beendigung seiner Kolumne durch die Gerner Straße spaziert und dabei am gernsten ein Gerner Bier genießt.

Gerner Bier?, dachte, na, er wird es schon wissen, und wandte mich anderen Tätigkeiten zu.

Kurz nach Erscheinen des Textes kam eine Mail von Leser K.

Hm. Lieber Herr Hacke, es gibt Gerner Bier in Gern? Echt jetzt? Neugierige Grüße

Ich rief Johnny an. Da haben wir den Salat, schrieb ich, es gibt doch kein Gerner Bier in Gern, oder?

Doch!, rief er. Aber es kommt nicht aus München, sondern aus der Schlossbrauerei Gern in Eggenfelden, also in Niederbayern.

Das gefiel mir. Ich berichtete das alles dem Leser K. und dann bestellte ich bei der Brauerei zwölf Flaschen Helles, sechs für mich und sechs für Johnny. Und als wir uns neulich mal wieder zum Mittagessen trafen, bekam er sein Deputat, und wir machten ein Foto, das den Eindruck erwecken könnte, wir säßen auf einer Berghütte in Tirol. In Wahrheit befanden wir uns mitten in München, in Haidhausen nämlich, wo der schöne alte Kriechbaumhof steht, der der Alpenvereinsjugend als Treffpunkt dient.

Zur Wahrheit gehört auch, dass wir die sechs Bier nicht gleich getrunken haben, obwohl uns danach zumute gewesen wäre, weil gerade der Mann, dessen Namen ich nie wieder erwähnen werde, erneut zum amerikanischen Präsidenten gewählt worden war.