Im Brief vom Januar hatte ich ein Bild von den Demonstrationen der Landwirte gezeigt. Auf einem Transparent stand der Slogan, in etwas verquerer Orthographie. Sie sähen nicht, sie ernten nicht, aber sie wissen alles besser. Es ging dann um die Aggressionen, die das auf Facebook ausgelöst hatte, aber das ist Schmäh von gestern. Gut gefällt mir immer noch meine eigene Abwandlung des Satzes: Ich säe was, was du nicht siehst.
Es gab Leserinnen, die vorschlugen, diesen Satz sollten doch die Bauern bei ihren Kundgebungen übernehmen. Ich habe aber nichts gehört vom Bauernverband.
Nun schickt mir Leserin Z. aus Dresden ein Bild, das sie bei einem Ausflug in die Sächsische Schweiz gemacht hat.
Ist der Landwirt Tod, gibt es kein Brot!
Sie schreibt dazu: „Kann denn die Leute keiner lehren, wie man schreibt?“
Ach, was soll man sagen? Ist der Landwirt Tod, das klingt gruselig, nicht wahr? Frau Z. schlug vor, sie hätten wenigstens Brod schreiben sollen, dann hätte es noch Witz gehabt.
Was soll’s? Ich kann keine Traktoren reparieren, keine Kühe melken und keine Hähnchen mästen, also, warum soll der Bauer ein Orthograph sein?
Irgendwie erinnert mich der Satz an die berühmten Bauernregeln à la Ist der Winter kalt und weiß, wird der Sommer lang und heiß oder Bringt der Juli heiße Glut, gerät auch der September gut.
Oder, um bei der oben angeschnittenen Thematik zu bleiben: Liegt der Bauer tot im Zimmer, lebt er nimmer!
An den oben zitierten Versen ist ja neben der mangelhaften Rechtschreibung auch eine gewisse Holprigkeit zu bemängeln, im zweiten Teil fehlt einfach eine Silbe, und es müsste besser heißen:
Ist der Landwirt mausetot, gibt’s für uns kein Butterbrot.
Ich habe dann zwei Stunden im Büro damit vertändelt, Verse dieser und aller möglichen Art zu schmieden, einfach so, aus Spaß. Das ist ja das Schöne an meinem Beruf: Wenn ich Lust dazu habe, mache ich das einfach, auch wenn es nicht zur Veröffentlichung gedacht ist. (Das hier ist ja keine Veröffentlichung, es ist nur ein Brief aus dem Büro.)
Zuerst habe ich die Gruselvariante noch auf andere Berufe ausgedehnt, so eine Art Krimi-Verse.
Liegt der Metzger tot im Laden, gibt’s heut‘ keinen Rinderbraten.
Liegt der Bäcker tot im Ofen, kannste auch nicht Brötchen koofen.
Liegt der Diplomat im Grab, stempelt er kein Visum ab.
Liegt der Friseur auf einer Bahre, schneidet er heute keine Haare.
Liegt der Gastwirt überm Tresen, ist es das mit Bier gewesen.
Liegt der Klempner still im Becken, wird die Dichtung weiter lecken.
Liegt der Autor unter Kiefern, kann er erstmal nichts mehr liefern.
Hängt der Dichter von der Fichte, gibt’s leider keine Frischgedichte.
Dann habe ich mich am Positiven versucht.
Ist der Landwirt noch am Leben, wollen wir ihm Diesel geben.
Schafft der Bauer auf den Feldern, mangelt’s nicht an Steuergeldern.
Steht der Landmann gut im Futter, schmeckt auch uns die Bauernbutter.
Ach, einer noch:
Will der Bauer strammen Max, eilt er zu seiner Mama stracks.