Vor zwei Wochen schon habe ich ein Paket bekommen mit den ersten Exemplaren von Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte.Von der kommenden Woche an ist es in allen Buchhandlungen erhältlich.

Hier einige Zeilen aus einem Aufsatz, den ich über das Thema des Buches für die ZEIT geschrieben habe und der dort in der Ausgabe der kommenden Woche als Titelgeschichte erscheinen wird.

„Wenn ich das Wort heiter höre, denke ich immer zuerst daran, wie gern ich ein heiterer Mensch wäre, gelassen, entspannt, leicht durch die Tage schwebend. Ich denke an den Neid, den ich empfinde, wenn ich Menschen begegne, die sich so im Leben bewegen. Wie kommt es, frage ich mich, dass ich zwar heitere Texte zu schreiben imstande bin, dass mir aber jegliche Leichtigkeit im Alltag schwerfällt? Dass mich meine Frau immer wieder morgens daran erinnern muss, wieviel besser das eigene Lebensempfinden ist, wenn man die Mundwinkel nach oben zieht, statt sie fallenzulassen – und dass ich mich immer wieder um Dinge sorge, die gar nicht geschehen sind und vielleicht nie geschehen werden.

Ich frage aber auch: Trügt mich mein Gefühl, oder ist unsere Gesellschaft überhaupt mittlerweile gefangen in einer von Angst und depressiven Verstimmungen geprägten Grundhaltung, die viele hat vergessen lassen, dass Heiterkeit immer eine Möglichkeit ist, das Leben zu sehen? Wollen wir uns wirklich weiter verstricken in eine Art des Umgangs miteinander, die von Hass und Wut-Anfällen geprägt ist? Sollten wir uns verlieren in sinnlos zornberauschten Kulturkämpfen? Möchten wir uns von damit kalkulierenden Extremisten hineinziehen lassen in einen Abgrund von Humorlosigkeit?

Bevor es Missverständnisse gibt, sollte ich folgende Frage beantworten: Was meine ich, wenn ich von Heiterkeit rede? Und was meine ich nicht?

Ich meine nicht Lustigsein, Witze erzählen, Fröhlichkeit. Ich meine nicht mal Lachen oder alkoholisiertes Angeheitertsein. Gegen all das ist nichts einzuwenden. Aber es handelt sich um vorübergehende Stimmungen. Ich meine auch nicht: positives Denken, also die Negierung alles Üblen zugunsten der Behauptung, das Leben sei schön.

Die Heiterkeit, von der ich rede, ist etwas Dauerhafteres. Es handelt sich um eine grundsätzliche Sichtweise auf die Welt, auf uns selbst und andere, auf Leben und Tod. Es geht nicht um Verdrängung der Bedrohungen, denen wir uns gegenübersehen, sondern um die Frage, wie wir mit ihnen umgehen. Ob tiefer Ernst die einzig mögliche Sichtweise ist.“