Meine erste Kolumne schrieb ich Anfang Januar 1956, kurz bevor ich zur Welt kam, noch im Uterus, unter dem Titel Das Beste aus meinem Vorleben, ein Versuch, mir noch im Dunkel des Mutterbauchs die Welt außerhalb desselben zu erklären. Beispielsweise war ich der Meinung, meine Mutter schlafe Nacht für Nacht neben einer riesigen Maschine, einer überaus lauten Fabrikationsanlage für mir unerklärliche Dinge; tatsächlich aber übernachtete sie, wie ich schon bald erfahren sollte, neben meinem heftig schnarchenden Vater.
Wer beschreibt das Erstaunen der Hebamme, als bei der Geburt statt eines Baby-Kopfes zunächst meine kleine rechte Hand erschien, die ihr ein Manuskriptpapier hinaus reichte!? In jenen Zeiten wurde ja auch vorgeburtlich auf Papier geschrieben, weil es keine Computer und schon gar kein WLan gab, mit dem ich meinen Text nach draußen hätte übertragen können. Gab es damals schon Ultraschallgeräte, auf denen man meine kleine Monica-Schreibmaschine hätte erkennen können?
Ich glaube nicht.
Jedenfalls war die Geburtshelferin geistesgegenwärtig genug, mit meinem Text sofort zur Chefredaktion des Marienstift-Magazins zu eilen, der Zeitschrift des Krankenhauses, in dem wir uns befanden, wissen, dass der Redaktionsschluss kurz bevorstand. Meine Mutter und ich mussten deshalb die Geburt allein bewerkstelligen (Väter waren damals bei Geburten noch nicht zugelassen), was uns einerseits gut gelang, andererseits natürlich das Thema meiner zweiten, nun schon in der Wiege verfassten Kolumne war.
Von da an war mein Lebensweg vorgezeichnet: Ich wurde nicht Kolumnist, ich war schon einer.